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Bewährte MVC-Verfahren

Obwohl nahezu jeder Webentwickler das Model-View-Controller-Konzept kennt, entzieht sich der richtige Einsatz von MVC in realen Anwendungen oft deren Kenntnis. Die zentrale Idee hinter MVC besteht in der Wiederverwendbarkeit von Code und einer Trennung von Zuständigkeiten. In diesem Abschnitt geben wir einige allgemeine Richtlinien, wie man dem MVC-Konzept beim Entwickeln mit Yii dem besser gerecht wird.

Zum leichteren Verständnis nehmen wir eine Webanwendung an, die aus mehreren Teilapplikationen besteht, wie zum Beispiel

  • Frontend: eine öffentliche Website für normale Endbenutzer;
  • Backend: eine Website die administrative Funktionen zum Verwalten der Anwendung bereitstellt. In der Regel ist der Zugriff auf administrative Mitarbeiter beschränkt;
  • Konsole: eine Anwendung aus Konsolenbefehlen zur Wartung der Webanwendung besteht, welche man entweder an einer Eingabeaufforderung aufrufen kann oder die zeitgesteuerte ablaufen.
  • Web-API: stellt Schnittstellen zur Integration der Webanwendung für Dritte zur Verfügung.

Die Teilapplikationen können etwa als Module oder als Yii-Anwendung, die Code mit anderen Teilapplikationen teilt, implementiert werden.

1. Model

Models stellen die zugrundeliegende Datenstruktur einer Webanwendung dar. Ein LoginForm-Model könnte sowohl im Frontend als auch im Backend einer Anwendung eingesetzt werden; ein News-Model könnte von Konsolenbefehlen, Web-APIs, Front- und Backend einer Anwedung benutzt werden. Models ...

  • sollten Eigenschaften für die entsprechenden Daten beinhalten,

  • sollten Geschäftslogik (z.B. Validierungsregeln) enthalten, um sicherzustellen, dass die dargestellten Daten den Designanforderungen genügen,

  • und können Code zum Verändern der Daten beinhalten. So könnte SearchForm-Model nicht nur die eingegebenen Suchdaten darstellen, sonder auch deine Methode search zur eigentlichen Suche implementieren.

Manchmal führt diese letzte Regel dazu, dass ein Model sehr "fett" wird, also zu viel Code in einer einzelnen Klasse enthält. Das kann ein Model auch schwer wartbar machen, falls der Code unterschiedlichen Zwecken dient. Zum Beispiel könnte es in einem News-Model eine Methode getLatestNews enthalten, die nur im Frontend verwendet wird. Sie könnte außerdem eine Methode getDeletedNews implementieren, die nur im Backend benötigt wird. Das mag für kleine bis mittelgroße Anwendungen noch praktikabel sein. Bei großen Applikationen kann stattdessen mit folgender Strategie die Models besser wartbar halten:

  • Definieren Sie eine NewsBase-Klasse, die nur den von allen Teilapplikationen benötigten Code enthält

  • Für jede Teilapplikation definieren Sie dann ein eigenes News-Model, dass diese Basisklasse erweitert. In diesem Model kann dann Code untergebracht werden, der nur für die Teilapplikation (Frontend, Backend, ...) benötigt wird.

In unserem obigen Beispiel würde diese Strategie zu einem News-Model für das Frontend mit der Methode getLatestNews, sowie einem für das Backend mit getDeletedNews führen.

Allgemein sollten Models keine Logik enthalten, die direkt mit dem Endbenutzer interagiert. Genauer gesagt sollten Models ...

  • nicht auf $_GET, $_POST oder ähnliche Variablen zugreifen, die direkt mit dem Request eines Endbenutzers verbunden sind. Bedenken Sie, dass ein Model auch von einer ganz anderen Teilapplikation verwendet werden könnte (z.B. Unittests, Web-API), die keinen Zugriff auf diese Requestdaten hat. Solche Variablen sollten nur vom Controller verarbeitet werden.

  • kein HTML oder anderen darstellungsbezogenen Code enthalten. Da dieser Code sich je nach Anwendungsfall unterscheiden kann (eine News-Detailansicht kann z.B. im Verwaltungsbereich ganz anders aussehen als im Frontend), ist er in Views viel besser aufgehoben.

2. View

Views sind dafür verantwortlich, Models nach den Wünschen des Endbenutzers darzustellen. Allgemein gilt, dass Views ...

  • hauptsächlich darstellungsbezogenen Code enthalten sollten, also HTML und einfaches PHP um Daten zu formatieren, anzuzeigen oder in Schleifen zu durchlaufen.

  • keinen Code mit Datenbank-Abfragen enthalten sollten. Dieser Code ist in Models besser aufgehoben.

  • den direkten Zugriff auf $_GET, $_POST und ähnliche Variablen aus dem Endbenutzerrequest vermeiden sollten. Ein View sollte sich auf die Darstellung und das Layout der Daten konzentrieren, die er von Controller und Model erhalten hat, aber nicht versuchen, direkt auf Request-Daten oder die Datenbank zuzugreifen.

  • direkt auf Eigenschaften und Methoden von Controller und Model zugreifen können. Dies sollte allerdings nur zum Zwecke der Darstellung geschehen.

Views können auf verschiedene Weise wiederverwendet werden:

  • Layout: Gemeinsame Darstellungsbereiche (z.B. Seitenheader und -footer, also Kopf- und Fußbereich) können im Layout-View untergebracht werden.

  • Partielle Views: Verwenden Sie partielle Views (Views, die nicht mit einem Layout dekoriert werden) um Darstellungsfragmente wiederzuverwenden. Der partielle View _form.php wird zum Beispiel sowohl auf der Seite für neue Einträge als auch derjenigen zum Ändern verwendet.

  • Widgets: Falls ein partieller View viel an Logik enthält, kann man ihn auch zu einem Widget verwandeln, wo diese Logik in dessen Klassendatei ausgelagert wird. Widgets, die viel HTML produzieren verwenden außerdem am besten ihre eigene Viewdatei für diesen code.

  • Hilfsklassen: In Views benötigt man für so kleine Aufgaben wie das Formatieren von Daten oder das Rendern von HTML-Tags oft häufig wiederkehrende Codeschnipsel. Statt diesen Code überall zu wiederholen, lagert man ihn besser in eine Hilfsklasse aus und verwendet diese stattdessen im View. Yii enthält bereits ein Beispiel für diesen Ansatz: Die leistungsfähige CHtml-Hilfsklasse kann häufig verwendeten HTML-Code erzeugen. Hilfsklassen können in einem importierten Verzeichnis abgelegt werden, so dass man sie ohne explizites Einbinden verwenden kann.

3. Controller

Controllers bilden den Leim, der Models, Views und andere Komponenten zu einer lauffähigen Anwendung verbindet. Controller sind für die Verarbeitung einer Benutzeranfrage verantwortlich. Daher gilt, Controller ...

  • können auf $_GET, $_POST und andere PHP-Variablen des Benutzerrequests zugreifen.

  • können Instanzen eines Models erstellen und dessen Lebenszyklus verwalten. In einer typischen Update-Action zum Beispiel, könnte der Controller erst die Model-Instanz erzeugen, sie dann mit den Benutzereingaben in $_POST befüllen und - nachdem das Model erfolgreich gespeichert wurde - auf die Detailseite des Models umleiten. Beachten Sie aber, dass der eigentliche Code zum Speichern im Model und nicht im Controller untergebracht ist.

  • sollte keine SQL-Anweiseungen enthalten. Sie werden im Model gehalten.

  • sollte kein HTML oder anderes Markup zur Darstellung enthalten. Dazu eignen sich Views besser.

In einer gut geplanten MVC-Anwendung sind Controller oft sehr "dünn", enthalten also vielleicht nur ein paar dutzend Zeilen an Code. Models hingegen sind sehr "fett" und enthalten den Großteil des Codes zum Manipulieren der Daten. Das liegt daran, dass die Datenstrukturen und Geschäftslogiken im Model normalerweise stark auf eine bestimmte Anwendung zugeschnitten sind, wohingegen Controllerlogik oft ähnlichen Mustern folgt. Letzerer kann also gut vereinfacht und in zugrundeliegende Basis- oder Frameworkklassen ausgelagert werden.

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