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Erstellen von Erweiterungen

Da Erweiterungen auch von anderen verwendet werden sollen, ist meist etwas mehr Aufwand bei ihrer Entwicklung nötig. Hier zunächst einige grundsätzliche Richtlinien:

  • Eine Erweiterung sollte in sich geschlossen sein. Das heisst, sie sollte möglichst wenig externe Abhängigkeiten aufweisen. Für einen Anwender wäre es sehr lästig, wenn er für eine Erweiterung erst zusätzliche Pakete, Klassen oder sonstige Dateien installieren müsste.
  • Alle Dateien, die zu einer Erweiterung gehören, sollten unterhalb des Verzeichnisses mit dem Namen der Erweiterung abgelegt werden.
  • Klassen in einer Erweiterung sollte ein Buchstabe (bzw. mehrere Buchstaben) vorangestellt sein, um Konflikte mit anderen Erweiterungen zu vermeiden.
  • Eine Erweiterung sollte eine detaillierte Installationsanleitung und API-Dokumentation enthalten. So können Zeit und Aufwand für andere Entwickler minimiert werden, wenn sie die Erweiterung verwenden möchten.
  • Eine Erweiterung sollte ein passende Lizenz verwenden. Wenn Ihre Erweiterung sowohl in Open-Source- als auch in Closed-Source-Projekten (Projekte mit einsehbarem bzw. nicht einsehbarem Quellcode) einsetzbar sein soll, könnten Sie Lizenzen wie BSD oder MIT in die engere Wahl ziehen. GPL allerdings nicht, da bei ihr auch jeglicher davon abgeleitete Code als Open Source zur Verfügung gestellt werden muss.

Im folgenden beschreiben wir jeweils, wie man Erweiterungen entsprechend den Kategorien in der Übersicht erstellt. Das selbe gilt aber genauso für Erweiterungen, die Sie nur innerhalb Ihrer Projekte verwenden möchten.

1. Anwendungskomponente

Eine Anwendungskomponente sollte das Interface IApplicationComponent implementieren oder die Klasse CApplicationComponent erweitern. Die Methode ist hierbei IApplicationComponent::init, in der die Komponente ihre Initialisierung vornehmen kann. Diese Methode wird aufgerufen, nachdem die Komponente erstellt und ihre Eigenschaftswerte (entsprechend der Anwendungskonfiguration) gesetzt wurden.

Standardmäßig wird eine Komponente nur erstellt und initialisiert, wenn zum ersten mal auf sie zugegriffen wird. Falls eine Anwendungskomponente unmittelbar nach der Anwendungsinstanz erzeugt werden muss, sollte der Anwender sie in der Eigenschaft CApplication::preload aufführen.

2. Behavior

Um ein Behavior zu erstellen, muss das IBehavior-Interface implementiert werden. Bequemerweise enthält Yii bereits die Basisklasse CBehavior, die dieses Interface implementiert und einige weitere Komfortfunktionen anbietet. In Kindklassen muss man so nur noch jene Methoden verwirklichen, die vom Behavior bereitgestellt werden sollen.

Wenn man Behaviors für CModel und CActiveRecord entwickeln möchte, kann man auch CModelBehavior bzw. CActiveRecordBehavior erweitern. Diese Basisklassen bieten zusätzliche, an CModel bzw. CActiveRecord angepasste Features. Die CActiveRecordBehavior-Klasse implementiert z.B. eine Reihe von Methoden, die auf die Events eines ActiveRecord-Objekts reagieren. Eine Kindklasse kann diese Methoden überschreiben, um so angepassten Code einzuschleusen, der im Lebenszyklus eines AR ausgeführt wird.

Der folgende Code zeigt ein Beispiel eines ActiveRecord-Behaviors. Wenn dieses Behavior an ein AR-Objekt angebunden und dann dessen save()-Methode aufgerufen wird, setzt es automatisch die Attribute create_time und update_time auf den aktuellen Zeitstempel.

class TimestampBehavior extends CActiveRecordBehavior
{
    public function beforeSave($event)
    {
        if($this->owner->isNewRecord)
            $this->owner->create_time=time();
        else
            $this->owner->update_time=time();
    }
}

3. Widget

Ein Widget sollte CWidget oder dessen Kindklassen erweitern.

Am einfachsten erstellt man ein Widget, indem man ein vorhandenes Widget erweitert und seine Methoden oder vorgegebenen Eigenschaften überschreibt. Wenn Sie z.B. schönere CSS-Stile für CTabView verwenden möchten, könnten Sie dessen CTabView::cssFile-Eigenschaft konfigurieren. Sie könnten CTabView aber auch wie im folgenden Beispiel erweitern, so dass diese Eigenschaft beim Einsatz des Widgets nicht mehr angegeben werden muss.

class MyTabView extends CTabView
{
    public function init()
    {
        if($this->cssFile===null)
        {
            $file=dirname(__FILE__).DIRECTORY_SEPARATOR.'tabview.css';
            $this->cssFile=Yii::app()->getAssetManager()->publish($file);
        }
        parent::init();
    }
}

Hier überschreiben wir die Methode CWidget::init und weisen CTabView::cssFile die URL für unsere neue CSS-Datei zu, falls diese Eigenschaft noch nicht gesetzt war. Die neue CSS-Datei legen wir ebenfalls im Verzeichnis der Klassendatei MyTabView ab, damit beide als Erweiterung zusammengepackt werden können. Da die CSS-Datei vom Web aus nicht zugänglich ist, wird sie als Asset veröffentlicht.

Um ein ganz neues Widget zu erstellen, muss man hauptsächlich zwei Methoden implementieren: CWidget::init und CWidget::run. Erstere wird aufgerufen, wenn man ein Widget mit $this->beginWidget verwendet, die Zweite, beim Aufruf von $this->endWidget. Möchte man den eingebetteten Inhalt zwischen den beiden Aufrufen abfangen und verarbeiten, kann man in CWidget::init eine Ausgabepufferung starten und die gepufferte Ausgabe dann in CWidget::run zur weiteren Bearbeitung auslesen.

Mit einem Widget müssen oft auch CSS-, Javascript- oder anderen Dateien in eine Seite eingebunden werden. Diese Dateien nennen wir Assets (sinngem.: Anlage, Zusatz), da sie am Ort der Widgetklasse abgelegt werden und normalerweise vom Web aus nicht erreichbar sind. Um diese Dateien zugänglich zu machen, müssen sie mit dem CWebApplication::assetManager (sinngem.: Anlagenverwalter) veröffentlicht werden, wie im obigen Beispiel gezeigt. Soll eine veröffentlichte Datei außerdem in die aktuelle Seite eingebunden werden, muss man sie mit CClientScript registrieren:

class MyWidget extends CWidget
{
    protected function registerClientScript()
    {
        // ...CSS- oder Javascript-Datei hier veröffentlichen...
        $cs=Yii::app()->clientScript;
        $cs->registerCssFile($cssFile);
        $cs->registerScriptFile($jsFile);
    }
}

Ein Widget kann auch seine eigenen Viewdateien verwenden. In diesem Fall legt man ein Verzeichnis namens views im Ordner der Widgetklasse an, wo alle zugehörigen Viewdateien abgelegt werden. Ähnlich wie im Controller kann man dann im Widget $this->render('ViewName') benutzen, um einen dieser Views zu rendern.

4. Action

Eine Action sollte CAction oder deren Kindklassen erweitern. Die wichtigste zu implementierende Methode für eine Action ist IAction::run.

5. Filter

Ein Filter sollte von CFilter oder dessen Kindklassen abgeleitet werden. Die beiden wichtigsten zu implementierenden Methoden für einen Filter sind CFilter::preFilter und CFilter::postFilter. Erstere wird aufgerufen, bevor eine Action ausgeführt wird, letztere danach.

class MyFilter extends CFilter
{
    protected function preFilter($filterChain)
    {
        // Logik, die vor dem Aufruf der Action ausgeführt wird
        return true; // false, falls die Action nicht ausgeführt werden soll
    }
 
    protected function postFilter($filterChain)
    {
        // Logik, die nach dem Aufruf der Action ausgeführt wird
    }
}

Der Parameter $filterChain (Filterkette) ist vom Typ CFilterChain und enthält Informationen über die gerade zu filternde Action.

6. Controller

Wenn ein Controller als Erweiterung veröffentlicht werden soll, sollte er CExtController statt CController erweitern. Und zwar hauptsächlich deshalb, weil ein CController seine Viewdateien unter application.views.ControllerID sucht, während CExtController seine Viewdateien im Unterverzeichnis views des Ordners erwartet, der auch die Klassendatei des Controllers enthält. Dadurch wird es einfacher, den Controller weiterzugeben, da seine Viewdateien bei der Klassendatei verbleiben.

7. Validator

Ein Validator sollte CValidator erweitern und dessen Methode CValidator::validateAttribute implementieren.

class MyValidator extends CValidator
{
    protected function validateAttribute($model,$attribute)
    {
        $value=$model->$attribute;
        if($value has error)
            $model->addError($attribute,$errorMessage);
    }
}

8. Konsolenbefehl

Ein Konsolenbefehl sollte CConsoleCommand erweitern und dessen Methode CConsoleCommand::run implementieren. Zusätzlich kann man auch CConsoleCommand::getHelp überschreiben, um einen Hilfetext für den Befehl anzuzeigen.

class MyCommand extends CConsoleCommand
{
    public function run($args)
    {
        // $args ist ein Array mit den Kommandozeilenargumenten dieses Befehls
    }
 
    public function getHelp()
    {
        return 'Anleitung: Wie Sie diesen Befehl verwenden';
    }
}

9. Module

Für Details zur Erstellung von Modulen, beachten Sie bitte das Kapitel über Module.

Allgemeine sollte auch ein Modul in sich geschlossen sein. Sämtliche Dateien, die das Modul verwendet(wie z.B. CSS-, Javascript-, Bilddateien) sollten im Modul enthalten sein. Und sie sollten vom Modul veröffentlicht werden, damit sie vom Web aus erreichbar sind.

10. Allgemeine Komponenten

Eine allgemeine Erweiterungskomponente zu entwickeln, bedeutet nichts anderes, als eine Klasse zu schreiben. Auch hier gilt: Die Komponente sollte in sich geschlossen sein, so dass sie von anderen Entwicklern einfach eingesetzt werden kann.

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